Die Energiewende von unten mitgestalten

Veröffentlicht am 26.11.2018 in Europa

Europa-Kandidat Maximilian Ditmer (li.) mit Ismail Ertug (2.v.re.), MdL Ruth Müller (2.vl.), Bgm. Andreas Held (3.v.li)

SPD-Abgeordnete informierten sich über niederbayerisches Pilotprojekt in Eching

Der Oberpfälzer Europa-Abgeordnete Ismail Ertug und die Pfeffenhausener Landtagsabgeordnete Ruth Müller besuchten den Echinger Bürgermeister Andreas Held um sich von ihm und Jakob Ruhland als Vertreter der Bürgerenergie-Genossenschaft Hofham das geplante Projekt aus den Maßnahmen der ländlichen Entwicklung vorstellen zu lassen, das im Oktober 2019 bereits in Betrieb gehen soll.

„Wir wollen Wertschöpfung in der Region betreiben und deshalb Wärme und Strom mit heimischen Hackschnitzeln erzeugten“, erläuterte Jakob Ruhland die Überlegungen.

Hinzu sei gekommen, dass in Hofham einige Grundstücksbesitzer die Erneuerung ihrer Heizungsanlage beabsichtigt hätten und deshalb habe man sich entschlossen, neue Wege zu beschreiten, um unabhängig von den großen Energieversorgern zu werden. 26 Anschließer hätten sich letztendlich bereit erklärt, sich am Nahwärmenetz mit Genossenschaftsanteilen zu beteiligen. Dazu müsse ein Nahwärmenetz von ca. 1,7 Kilometer aufgebaut werden, das mit drei Hackschnitzelkesseln und einem Holzvergaser betrieben werden. Die Investitionskosten würden rund 950.000 Euro (netto) betragen. Das Amt für ländliche Entwicklung, das auch auf Mittel der Europäischen Union zurückgreift, stellt dafür eine Fördersumme von rund 59 Prozent, maximal 200.000 Euro zur Verfügung. Allerdings ist der Weg zur Unabhängigkeit mit bürokratischen Hürden gepflastert: So dürfe beispielsweise die Gemeinde Eching keine Bürgschaft übernehmen, die Finanzierung des nicht gedeckten Eigenkapitals über eine Bank sei ebenfalls nicht einfach, da die Genossenschaft ehrenamtlich arbeitet, berichtete Bürgermeister Andreas Held.

Gemeinderat Maximilian Ditmer regte eine neue Schwerpunktsetzung im Bereich der lokalen und dezentralen Energieversorgung in Eching an.  Der Gemeinderat könne im Rahmen des kommunalen Aufgabenfindungsrechts beschließen, dieses und zukünftige Projekte ebenfalls finanziell zu fördern, sofern sie die Grundsätze der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit erfüllen.    

Gleichzeitig mit der Verlegung der Nahwärmeleitung werde auch die Dorferneuerung vorangetrieben, erfuhren die Besucher im Echinger Rathaus.

„Hierbei handelt es sich um das einzige Nahwärmeprojekt in Hand einer Bürgerenergie-Genossenschaft in Niederbayern“, stellte Jakob Ruhland heraus. Die Geschäftsführerin des Regionalen Planungsverbands, Christine Erbinger bot deshalb an, dieses Modell im Planungsausschuss vorzustellen, damit auch andere Kommunen ähnliches auf den Weg bringen können.

„Die Energiewende braucht engagierte Bürgerinnen und Bürger, die innovative Ideen entwickeln und sich auch bewusst sind, dass es viele dezentrale Bausteine geben muss, um die Energiesicherheit zu gewährleisten. Wind, Wasser, Sonne, Biomasse und eben auch dezentrale Blockheizkraftwerke müssen vor Ort so ausgestaltet werden, dass Transportwege kurz sind und die Verantwortung jedes einzelnen gefragt ist“, fasste es Ruth Müller zusammen.

Der Europa-Abgeordnete Ismail Ertug bot an, sich bei den Sparkassen und Raiffeisenbanken für eine unbürokratischere Herangehensweise bei der Zusammenarbeit mit privaten Genossenschaften einzusetzen.

Bildunterschrift: Europa-Kandidat Maximilian Ditmer (li.) mit Europa-Abgeordneter Ismail Ertug (2.v.re.) und MdL Ruth Müller (2.vl.), Bürgermeister Andreas Held (3.v.li), SPD Ortsvorsitzender Annegret Krupp-Ditmer (3.v.re.) und Jakob Ruhland (re.) sowie SPD-Kommunalpolitiker (2. Reihe)